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2. August 2021

Schulleitungen und Lehrkräfte nicht im Regen stehen lassen

Das neue Schuljahr beginnt und, anders als so sehnlich gewünscht und erhofft, nimmt das Thema „Corona“ auch jetzt wieder den größtmöglichen Raum ein.

Noch sind die Inzidenzen niedrig, in Schulen kann auf dem Außengelände auf das Tragen von Masken verzichtet werden und die Kohortenregelung ist aktuell gelockert. An sich durchaus positive Vorzeichen, nach so langer Zeit des Unterrichtens und Lernens unter Pandemiebedingungen, so Christian Schmarbeck, Landesvorsitzender der VBE Schleswig-Holstein.

Jedoch zeigt sich auch in diesem Jahr, dass auf Lehrkräfte und Schulleitungen wohlmöglich wieder wechselnde Lernformen, sich ändernde Regelungen und stetige Neuorganisationen des Unterrichtsalltags zukommen könnten. All das ist immer mit einem immensen Verwaltungsaufwand, also Zeitaufwand, verbunden der in der Arbeitszeitbemessung noch keine angemessene Berücksichtigung findet.

Das Auslaufen der einfachen Beurlaubungsregelung kann der VBE voll mittragen, die neue Verfahrensweise sorgt allerdings wieder dafür, dass Schulleitungen im laufenden Betrieb Einzelfallentscheidungen treffen müssen, um Anträge im Einzelfall zu entscheiden. An dieser Stelle fehlt eine Handreichung, ein Instrument, damit Schulleitungen zur Abwägung des individuellen Risikos umfassend befähigt werden. Sinnvoller wäre aus Sicht des VBE, wenn die Anträge auf Beurlaubung vom Schulamt nach Beratung und Bewertung durch das Gesundheitsamt getroffen würden. Somit wäre ein möglicher Konfliktherd aus den Schulen herausgenommen und an eine neutrale Stelle verlagert. „Und Schulleitungen hätten Zeit, ihre Kolleginnen dabei zu begleiten und zu unterstützen, die anwesenden Kinder bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten und die aus der Pandemie erwachsenen originär pädagogischen Herausforderungen anzugehen“, so Schmarbeck. Auch fehlt es noch an einem klaren Plan, unter welchen Parametern so etwas wie Distanzunterricht wieder aktiviert werden müsste. Wir Lehrkräfte können Dinge mittragen und uns engagieren, aber wir brauchen eine klare Perspektive, damit wir planen und uns vorbereiten können. Das sorgt für Ruhe im System. Mit Verwunderung hat der VBE die Verlautbarung und den Verlautbarungszeitpunkt wahrgenommen, die Möglichkeit der mobilen Impfteams in der Schule zu kommunizieren. Wir fordern an dieser Stelle, dass das Land ganz klar deutlich macht, dass das Angebot einer Impfung nichts mit Schule als System in Verbindung steht, sondern Schulen lediglich den Raum für die Personen zur Verfügung stellen, die eine Impfung ihrer Kinder wünschen und das niederschwellige Angebot der kurzen Wege nutzen möchten. Hier ist zu befürchten, dass es Eltern mit kritischer Perspektive auf die Impfung und Lehrkräften, bzw. der Schulleitung zu Konflikten kommt, die weder notwendig, noch zielführend sind. Pragmatischer wäre es vermutlich gewesen, wenn die Impfung nach Schulschluss stattgefunden hätte. „Uns ist bewusst, dass die Mitarbeiterinnen des Bildungsministeriums seit Beginn der Pandemie im Notfallmodus arbeiten und auch dort Menschen an ihren Belastungsgrenzen und vielleicht auch drüber hinaus waren oder sind“, so Schmarbeck. „Für Lehrkräfte und Eltern von schulpflichtigen Kindern gilt das allerdings in gleichem Maße“.

Wir wünschen uns und wir erwarten hier vom Dienstherren eine klare Kommunikation, das Vermeiden von Kommunikationslücken, die langfristig das gegenseitige Vertrauen negativ beeinflussen und die Möglichkeit, schnell und unbürokratisch vor Ort Lösungen finden zu dürfen, die von der Schulaufsicht mitgetragen werden.
Ebenso brauchen wir, mehr denn je, endlich verlässliche, multiprofessionelle Teams in der Schule, Supervisionsangebote, ein Gesundheitsmanagement, das den Namen verdient und eine Fokussierung auf die Unterstützung der Schüler*innen im individuellen Lernprozess.

Nur so wird es gelingen, die Folgen der Pandemie anzugehen und abzumildern und vielleicht im Sinne der Schulentwicklung sogar etwas Neues und Positives am Ende entstehen zu lassen.

Christian Schmarbeck
Landesvorsitzender