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1. März 2025

VBE zum Abschlussbericht der Statusabfrage im Landtag

VBE zum Abschlussbericht der Statusabfrage im Landtag

„Dass am heutigen Tag das Ergebnis der Statusabfrage zu Arbeitsfähigkeit und Gesundheit von Landesverwaltung, Polizei und der Lehrkräfte von der Tagesordnung des Landtages genommen wurde, ist ein Armutszeugnis und wird von uns als Zeichen der Ignoranz gewertet“, so Annette Jeß, Landesvorsitzende vom Verband Bildung und Erziehung (VBE). „Die Befragung war im November vor zwei Jahren, die Auswertung lag im Februar vor einem Jahr auf dem Tisch, das Institut brauchte ein Jahr für den Bericht… und der Landtag vertagt das Thema. So geht Zeit ins Land, ohne dass was geschieht …“

So geht Zeit ins Land, ohne dass was geschieht… Das ist Hoffen, durch Nichtstun Positives zu erwirken.

78 % der befragten Lehrkräfte aus allen Schularten nannten Termin- und Leistungsdruck an erster Stelle der Belastungen, gefolgt von zunehmenden Aufgaben (77%) und einer zu hohen Anzahl von Besprechungsterminen (57%). Sie gaben ferner an, dass sie diese Belastungen oft oder sogar fast immer im Arbeitsalltag wahrnehmen.

Seit Jahren macht der VBE darauf aufmerksam und belegt, wie hoch Termin-und Leistungsdruck, Arbeitsverdichtung und die Besprechungsdichte sind. Lehrkräfte fühlen sich in ihren Schulen allein gelassen mit diesen Problemen und finden kaum ausreichend Zeit für die Vorbereitung von Unterricht.

Ungeniert werden ständig neue Besprechungsanlässe entwickelt, als stünde das Arbeitspensum der Lehrkräfte unbegrenzt zur Verfügung, wie z.B. mit dem Rahmenkonzept 2024/25 (datenbasierte Zielvereinbarungsgespräche auf allen Schulebenen) im Sommer letzten Jahres.

Der Bericht zu den Ergebnissen der Statusabfrage, der dem VBE vorliegt, kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass für die Verbesserung aller vier Zielgrößen (Arbeitsfähigkeit, Gesundheit, Arbeitszufriedenheit, Präsentismus) die deutlichste Stellschraube im Bereich der Arbeitsverdichtung liegt und mit einer Hebelwirkung von 1:4 bis 1:6 die deutlichste Wirkung erzielen kann.

Stattdessen hofft das Land über Stärkung von Schutzfaktoren (Führungsqualität etc.), die alle kaum in seiner Verantwortung liegen, langwierig sind und nur eine geringe Hebelwirkung haben, positive Effekte zu erreichen. Das ist Hoffen, durch Nichtstun Positives zu erwirken.

Zu den ausgeprägten Schutzfaktoren dieses Berichts gehören in der Reihenfolge Bedeutsamkeit der Arbeit, das Gemeinschaftsgefühl und der Handlungsspielraum bezüglich der Arbeitsgestaltung. Dass die Bedeutsamkeit der Arbeit, wenn auch noch gut ausgeprägt, in den letzten sechs Jahren zurückgegangen ist, ist für den VBE Anlass zur Besorgnis und sollte auch den Verantwortlichen auf Landesebene Sorgen machen.

Der Bericht schließt nicht das Bildungsministerium und andere „übergeordnete Instanzen“ von ihrer Verantwortung aus: „Auch wenn die erfassten [schlechtesten] Umgebungsbedingungen [Lärm und Geräusche, mangelhafte räumliche Ausstattung und IT-Ausstattung] nicht an die Wirkung der o.g. Stellschrauben heranreichen, sollte weiter auf eine Verbesserung hingewirkt werden.“

Woran liegt es, dass das Land nicht in die Arbeitskraft der Lehrkräfte investiert und deren Arbeitszeit und –umfang verbessert?

„Wir stehen von Wahlperiode zu Wahlperiode vor dem Problem, dass in keiner Koalitionsverhandlung Verbesserungen in der Arbeitszeit der Lehrkräfte auch nur angedacht werden. Vielmehr verstellt der Blick auf die Unterrichtsstunden der Schülerinnen und Schüler auf diese Weise wirkungsvolle Verbesserungen in der Unterrichtsqualität. Während der Wahlperiode heißt es dann: ‚Kein Geld‘,“ so Jeß. „Ständig wird Neues aufgesattelt, sodass es dann kein Wunder ist, wenn die Lehrkräfte, mürbe gemacht, früher aus dem Dienst scheiden.“

Hier zwei der vielen Vorschläge des VBE:

  1. Der VBE fordert für die Klassenlehrkräfte eine Entlastungsstunde als Ausgleich für den hohen Absprache- und Besprechungsbedarf.
  2. Der VBE fordert spürbare Erleichterungen für die angehenden Ruheständler, z. B. durch Einsatz als Teampartner in Doppelbesetzungen, Freistellungsmöglichkeit vom Amt der Klassenlehrkraft und die Möglichkeit für Altersteilzeit, damit es sich für sie lohnt, länger zu unterrichten.