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10. Februar 2023

VBE erwartet Maßnahmen für mehr Lehrkräfte in Mathematik

Der Bildungsausschuss bat um Stellungnahme zu zwei Anträgen den Mathematikunterricht betreffend. Eine Stellungnahme gestaltet sich schwierig, da beide Anträge wenig Konkretes beinhalten und wenig auf die Missstände im und um den Mathematikunterricht Bezug nehmen.

Hier ein paar Spots aus Mathe-Fachkreisen unsererseits:

Es herrscht eine extrem große „Schere“, die alleine im Unterricht bei so vielen Kindern nicht berücksichtigt werden kann. Hinzu kommen Inklusion und Integration ohne entsprechende personelle Unterstützung. Die Zielführung im Mathematikunterricht wird dann häufig durch pädagogisch-organisatorische Aufgaben gestört, beansprucht eben Lernzeit.

Lehrplan und Zeugnisse gehen an den Basisfertigkeiten vorbei: Warum muss in Klasse 1/2 schon Zeit auf „Daten, Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten“ verwendet werden? Kinder sollten erst einmal Sicherheit im Zahlenraum / in Arithmetik bekommen.

In fachfremdem Unterricht bleiben häufig die Genauigkeit und das Lehren des mathematisch logischen Denkens auf der Strecke. Es ist eben z.B. nicht egal, wie Zahlen geschrieben werden (immer erst Zehner, dann Einer) und es macht Sinn Einmaleins-Reihen in einer Reihenfolge zu erarbeiten, die aufeinander aufbaut. Das „Bimsen“ des 1x1 unterbindet i.d.R. das Herleiten der Aufgaben.

Zum Antrag: „Mathe stark machen“ (SPD, FDP, SSW)

Dieser Antrag ist keine Hilfe. Er wälzt nur schon längst Bekanntes neu um: Doppelbesetzungen, Projekte, Fördermaßnahmen, Ausweitung auf Sek I, Behebung von Fehlvorstellungen, zweifelhafte Anpassung der Didaktik (Zinsrechnung für Dummies?!?), Lernsysteme, die sich an ihre Benutzer anpassen(??) (blumige Worte), Überprüfung der Lernmaterialien (, wenn aus fachfremder Not das Internet geplündert wird?), verbindliche Schulentwicklungstage (für Fachfremde?), durchgängige mathematische Bildung in Schulen, wo kaum noch Mathefachkräfte unterrichten und dazu anleiten können?

Nicht Mathe muss stark gemacht werden; die Schülerinnen und Schüler müssen in Mathematik stark gemacht werden.

Dabei hilft auch keine Fortbildungs"offensive“. Dazu ist das Mathekind schon im Brunnen. Eine konzentrierte Weiterbildung für die zusätzliche Lehrbefähigung in Mathematik ist unter guter Freistellung für die Lehrkräfte anzubieten. Wir brauchen fachkompetente Lehrkräfte in Mathematik, vorzugsweise für die Grundschulen und keine Spielereien am Fach selbst.

Das Mathematikstudium selber muss machbarer und attraktiver gestaltet werden, um mehr Fachkräfte zu bekommen.

Die Messungen und Vergleiche verstellen den Blick auf praktisches Handeln. Sie dürfen nicht zu heil-losem Aktionismus führen. Jedem ist doch klar, dass ein eklatanter Lehrkräftemangel auch das Fach Mathematik betrifft.

Der Fachkräftemangel ist nicht angekommen, er hat sich inzwischen für alle sichtbar ausgebreitet. Schon längst werden zu viele Mathematikstunden fachfremd unterrichtet.

Kein Wunder also, dass bei dem derzeitigen Lehrkräftemangel vieles auf der Strecke bleibt. Schon längst hätten wir uns von der Stundentafel verabschieden sollen und uns auf Weniges konzentrieren sollen, damit das Wenige qualifiziert unterrichtet werden kann. Weniger wäre wirklich mehr!

Dem Alternativantrag der CDU und der GRÜNEN, auch wenn er richtigerweise die Kompetenzen in den Fokus nimmt, fehlt das gleiche wie den Schulen: Lehrkräfte, fachkompetente Lehrkräfte in Mathematik. Dazu steht im Antrag kein Wort.

  • Was helfen zusätzliche Stunden ohne die dazugehörigen Lehrkräfte?
  • Jeder Masterplan, jedes Fördern ist auch personalintensiv.
  • Lernen ist selbst unter digitalen Bedingungen kein Selbstgänger.
  • Mathematik lebt vom Handeln, angeleitet durch fachlich qualifizierte Lehrkräfte.

Der VBE erwartet vom Landtag, dass Maßnahmen in die Wege geleitet werden, die mehr Lehrkräfte in die Schulen bringen, echte Lehrkräfte.

Auch die Allianz für Lehrkräftebildung muss endlich mit Ideen aufwarten. Wir erfahren nichts. Sie arbeitet im Stillen (oder im Geheimen?). Zumindest arbeitet sie absichtlich ohne die Vertretungen der Lehrkräfte. Hoffen wir, dass sie weiterkommt als nur über Lehrermangel zu reden. Denn nur mit den Lehrervertretungen können tragfähige Lösungen entwickelt werden. Wir brauchen gesellschaftlich eine große Übereinkunft.

Martina Heitmann, stellv. Landesvorsitzende des VBE