Den Lehrerberuf attraktiver gestalten?

Was macht den Lehrerberuf aus? – Gedanken zur Fachtagung der Ministerin Anfang Juni

Als Besucherin dieser Fachtagung kamen mir im Nachhinein so einige Gedanken, die sich an den Formulierungen festmachten:

„Gute Lehrkräfte für starke Schulen“ war das Thema der Fachtagung. Ja, wir brauchen gute Lehrkräfte aber nicht nur für starke Schulen, sondern um alle Schularten in unserem Land zu stärken.

Ein Teilthema lautete: „Was macht den Lehrerberuf attraktiv?“ Aber ist Attraktivität ein erstrebenswertes Ziel? (Anziehend durch einen entsprechenden äußeren Eindruck). Die Stärken des Lehrerberufs müssen deutlich zutage treten. Sie müssen sichtbar werden. Was die Öffentlichkeit vom Lehrerberuf wahrnimmt, muss echt, ungeschönt, verlässlich und glaubwürdig sein. Daran muss die Politik ein aufrichtiges Interesse haben und in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen investieren, denn die sind sichtbar.

Was ist zzt. authentisch und an welchen Schrauben müsste gedreht werden?

An etlichen Tagen rücken die belastenden Aspekte des Berufs in den Vordergrund. Kaum noch zeitliche Ressourcen, teilweise sehr große Klassen, Unterricht gleichzeitig in mehreren Klassen, begrenzte räumliche Kapazitäten, stetig wachsende organisatorische Tätigkeiten und zusätzlicher Lehrkräftemangel nehmen einen hohen emotionalen Stellenwert ein. Das eigentliche Kerngeschäft – das Unterrichten – wird nebenbei erledigt. McKinsey hat herausgearbeitet, dass die Arbeit mit dem Lernenden weniger als 50% der Arbeitszeit ausmacht (mehr im Themenheft des VBE „Digitales“). Dabei frage ich mich, wo der sehr hohe Anteil an täglichen Gesprächen für Absprachen untergebracht ist [1]. Diese Situation hat sich seit Jahren aufgestaut und belastet Lehrkräfte emotional und physisch.

Was wir brauchen? Lehrkräfte brauchen ZEIT!

Zeit ist die einzige Währung, die zählt!  

Zeit ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeitsbedingungen. Es fällt schlicht und ergreifend den Schülerinnen und Schülern auf, dass ihre Lehrkräfte gehetzter wirken und für sie und ihre Anliegen weniger Zeit haben. Die Kinder und Jugendlichen haben dafür einen siebten Sinn.

Weil die Zusammenarbeit in der Schule immer schwieriger erscheint, hören wir häufig im öffentlichen und privaten Raum „Lehrer möchte ich nicht sein!“ Dieser Blick auf die Arbeitsbedingungen kratzt an der Attraktivität des Berufsbildes „Lehrkraft“.

Der VBE fordert schon seit langem, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, auch wenn es zunächst für zusätzliche Einschnitte in der Lehrerversorgung führen wird. Das Positive an diesem Beruf ist das Unterrichten, die Interaktion mit den Lernenden, unterstützt durch ein gutes kollegiales Klima – alles andere ist notwendiges Beiwerk. Die Arbeitsbedingungen müssen sich daraufhin ausrichten.

Die Fachtagung der Ministerin am 3. Juni orientierte sich an der Steigerung der Motivation für ein Lehramtsstudium, an der Stärkung des Studienerfolgs im Lehramtsstudium und an der Attraktivität des Lehrerberufes. Die ersten beiden Orientierungspunkte wirken sich erst in sieben Jahren aus. An der Authentizität des Bildes des Lehrerberufs kann über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen schon jetzt etwas getan werden.

Vieles auf dieser Tagung blieb unkonkret und musste eigentlich auch unkonkret bleiben:

Segeln Sie mal durch harte stürmische Zeiten – denken Sie dann über das Positive im Lehrerberuf nach oder über Verbesserungen der Arbeitsbedingungen?

Martje Gummert, junger VBE


[1] Der VBE hatte über eine Abfrage unter den Lehrkräften herausarbeiten können, dass Grundschullehrkräfte mehr als 6 Stunden und Gemeinschaftsschullehrkräfte sogar mehr als 7 Zeitstunden pro Woche für Gespräche und Absprachen benötigen, die ihnen dann die Zeit für Vorbereitung nehmen – siehe VBE Standpunkte Klassenlehrkraft.

DaZ ohne Team kaum noch leistbar

Im Februar 2023 jährt sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Viele Ukrainer haben ihre Heimat verlassen und sind nach Deutschland, auch hierher nach SH, geflüchtet. Gleichzeitig flüchten Menschen auch aus anderen Krisenherden der Welt zu uns. In der Folge sind mehr Kinder und Jugendliche in unseren Schulen.

Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Unterrichts- und Arbeitssituation der Lehrkräfte, die in DaZ[1]-Klassen unterrichten.

Die bestehenden Klassen werden durch Neuzugänge aufgefüllt; die Klassengröße ist ständig in Bewegung. Die anvisierte Klassengröße von 16 Schülern wird oftmals weit überschritten, teilweise bis über 30. An vielen Standorten müssten weitere DaZ Klassen eingerichtet werden: Der Lehrkräftemangel verhindert dies.

Je größer die Lerngruppe, umso größer ist auch die Vielfalt der Herkunftssprachen und -schriften. Dies bedingt unterschiedlichste Herangehensweisen und Schwerpunktsetzungen bei der Vermittlung der deutschen Sprache in Wort und Schrift.

Hinzu kommen für die Kinder und Jugendlichen sehr unterschiedliche Vorerfahrungen aus den Schulsystemen der Heimatländer, oder auch keine. Die kulturellen Hintergründe können unterschiedlicher nicht sein. Zusätzlich muss während des Unterrichts auch Eltern das deutsche Schulsystem erklärt werden. Erfordernisse der Behörden können häufig nur vormittags geregelt werden.  Diese Aufgaben werden dann meist zwischen Tür und Angel oder während des laufenden Unterrichts geregelt.

Ferner ist es eine intensive Herausforderung, den oft besonderen Lebensumständen der DaZ-Schüler mit ihren sprachlichen Hürden und dadurch reduzierten Ausdrucksmöglichkeiten gerecht zu werden.

Dazu zählt u.a. wie die Schüler den Weg nach Deutschland gefunden haben: mit und ohne Familien, belastende bis traumatisierende Lebenserfahrungen durch die Situation im Heimatland oder der Flucht, eventuelle Abschiebungen aus erstaufnehmenden Ländern und Erfahrungen mit Rassismus.

Diese meist nicht sichtbaren emotionalen Lebenspakete treten oft in der Schule zutage. Sie nehmen unterbewusst Raum und rauben Energie, so dass die Schülerinnen und Schüler nur mit sehr eingeschränkter Lernfähigkeit anwesend sind.

Alle diese Aufgaben werden überwiegend von nur einer einzelnen Lehrkraft im Unterricht geleistet. Feste Teamstrukturen sind Mangelware.

Deshalb fordert der VBE den gesicherten Ausbau multiprofessioneller Teams insbesondere für den DaZ-Bereich,

Allein reiben sich die Lehrkräfte auf. Sie brauchen dringend zusätzliche Unterstützung durch pädagogisches Fachpersonal in allen Unterrichtsstunden.

Die Politiker/innen müssen ihrer Verantwortung nachkommen und auch diesen Schulbereich personell besser versorgen.

Derzeit ist der Zustand unhaltbar.

Martje Gummert, Junger VBE

Martina Heitmann, stellv. Landesvorsitzende des VBE


[1] Deutsch als Zweitsprache = DaZ

VBE erwartet Maßnahmen für mehr Lehrkräfte in Mathematik

Der Bildungsausschuss bat um Stellungnahme zu zwei Anträgen den Mathematikunterricht betreffend. Eine Stellungnahme gestaltet sich schwierig, da beide Anträge wenig Konkretes beinhalten und wenig auf die Missstände im und um den Mathematikunterricht Bezug nehmen.

Hier ein paar Spots aus Mathe-Fachkreisen unsererseits:

Es herrscht eine extrem große „Schere“, die alleine im Unterricht bei so vielen Kindern nicht berücksichtigt werden kann. Hinzu kommen Inklusion und Integration ohne entsprechende personelle Unterstützung. Die Zielführung im Mathematikunterricht wird dann häufig durch pädagogisch-organisatorische Aufgaben gestört, beansprucht eben Lernzeit.

Lehrplan und Zeugnisse gehen an den Basisfertigkeiten vorbei: Warum muss in Klasse 1/2 schon Zeit auf „Daten, Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten“ verwendet werden? Kinder sollten erst einmal Sicherheit im Zahlenraum / in Arithmetik bekommen.

In fachfremdem Unterricht bleiben häufig die Genauigkeit und das Lehren des mathematisch logischen Denkens auf der Strecke. Es ist eben z.B. nicht egal, wie Zahlen geschrieben werden (immer erst Zehner, dann Einer) und es macht Sinn Einmaleins-Reihen in einer Reihenfolge zu erarbeiten, die aufeinander aufbaut. Das „Bimsen“ des 1×1 unterbindet i.d.R. das Herleiten der Aufgaben.

Zum Antrag: „Mathe stark machen“ (SPD, FDP, SSW)

Dieser Antrag ist keine Hilfe. Er wälzt nur schon längst Bekanntes neu um: Doppelbesetzungen, Projekte, Fördermaßnahmen, Ausweitung auf Sek I, Behebung von Fehlvorstellungen, zweifelhafte Anpassung der Didaktik (Zinsrechnung für Dummies?!?), Lernsysteme, die sich an ihre Benutzer anpassen(??) (blumige Worte), Überprüfung der Lernmaterialien (, wenn aus fachfremder Not das Internet geplündert wird?), verbindliche Schulentwicklungstage (für Fachfremde?), durchgängige mathematische Bildung in Schulen, wo kaum noch Mathefachkräfte unterrichten und dazu anleiten können?

Nicht Mathe muss stark gemacht werden; die Schülerinnen und Schüler müssen in Mathematik stark gemacht werden.

Dabei hilft auch keine Fortbildungs“offensive“. Dazu ist das Mathekind schon im Brunnen. Eine konzentrierte Weiterbildung für die zusätzliche Lehrbefähigung in Mathematik ist unter guter Freistellung für die Lehrkräfte anzubieten. Wir brauchen fachkompetente Lehrkräfte in Mathematik, vorzugsweise für die Grundschulen und keine Spielereien am Fach selbst.

Das Mathematikstudium selber muss machbarer und attraktiver gestaltet werden, um mehr Fachkräfte zu bekommen.

Die Messungen und Vergleiche verstellen den Blick auf praktisches Handeln. Sie dürfen nicht zu heil-losem Aktionismus führen. Jedem ist doch klar, dass ein eklatanter Lehrkräftemangel auch das Fach Mathematik betrifft.

Der Fachkräftemangel ist nicht angekommen, er hat sich inzwischen für alle sichtbar ausgebreitet. Schon längst werden zu viele Mathematikstunden fachfremd unterrichtet.

Kein Wunder also, dass bei dem derzeitigen Lehrkräftemangel vieles auf der Strecke bleibt. Schon längst hätten wir uns von der Stundentafel verabschieden sollen und uns auf Weniges konzentrieren sollen, damit das Wenige qualifiziert unterrichtet werden kann. Weniger wäre wirklich mehr!

Dem Alternativantrag der CDU und der GRÜNEN, auch wenn er richtigerweise die Kompetenzen in den Fokus nimmt, fehlt das gleiche wie den Schulen: Lehrkräfte, fachkompetente Lehrkräfte in Mathematik. Dazu steht im Antrag kein Wort.

Der VBE erwartet vom Landtag, dass Maßnahmen in die Wege geleitet werden, die mehr Lehrkräfte in die Schulen bringen, echte Lehrkräfte.

Auch die Allianz für Lehrkräftebildung muss endlich mit Ideen aufwarten. Wir erfahren nichts. Sie arbeitet im Stillen (oder im Geheimen?). Zumindest arbeitet sie absichtlich ohne die Vertretungen der Lehrkräfte. Hoffen wir, dass sie weiterkommt als nur über Lehrermangel zu reden. Denn nur mit den Lehrervertretungen können tragfähige Lösungen entwickelt werden. Wir brauchen gesellschaftlich eine große Übereinkunft.

Martina Heitmann, stellv. Landesvorsitzende des VBE

VBE fordert differenzierte Beurteilung der Unterrichtsversorgung

Christian Schmarbeck, Landesvorsitzender des VBE Schleswig-Holstein
Christian Schmarbeck, Landesvorsitzender des VBE Schleswig-Holstein

Mit den Empfehlungen der SWK beißt sich die Katze in den Schwanz. Es ist geradezu absurd, dass durch Verschlechterungen in den Arbeitsbedingungen erfolgreich für den Lehrerberuf geworben werden soll.

In ihrer am 27. Januar vorgestellten Stellungnahme schlägt die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) unter anderem vor, die Möglichkeiten der Lehrerinnen und Lehrer zu einer Teilzeitbeschäftigung zu begrenzen, die Zahl der zu gebenden Unterrichtsstunden befristet anzuheben und die Klassenstärken zu erhöhen.

Kieler Nachrichten

Für den VBE ist es ein bildungspolitischer Offenbarungseid:

Einfallslos und ungeachtet der extrem hohen Belastung der Lehrerschaft durch Corona, Krankheitswellen und eben den Lehrermangel wird Mehrarbeit durch Vorgriffsstunden und Einschränkung der Teilzeitmöglichkeiten empfohlen, ohne Entlastungen durch bessere Arbeitsbedingungen mitzudenken.

Auf dem Rücken der gleichen Lehrkräfte, die unsere Schulen systemrelevant gehalten haben, soll nun das System gerettet werden, indem diejenigen, die ausgelaugt sind, mehr arbeiten sollen.

Eine schlechte Werbung für den Lehrerberuf und das bewusste Inkaufnehmen vom Absinken der Unterrichtsqualität.

„Trotz jahrelanger Hinweise des VBE auf die anstehenden Personalprobleme in den Schulen hat die Politik in den letzten zehn Jahren nicht angemessen reagiert, sondern hat uns sehenden Auges in diese Situation geführt“, so Christian Schmarbeck, Landesvorsitzender des VBE in Schleswig-Holstein.

„Die Idee, dem Mangel so zu begegnen, dass die letzten noch vorhandenen Lehrkräfte mehr arbeiten und Lücken schließen sollen, ist an Absurdität nicht zu überbieten“. 

„Schon jetzt gibt es nicht genug Menschen, die sich für das Lehramt als Berufsweg interessieren. Auch deswegen, weil Schülerinnen und Schüler in der Regel tagtäglich mit Lehrkräften interagieren, die am Rande der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten, um das zu sinken drohende Schiff „Schule“ noch irgendwie leidlich über Wasser zu halten. Maßnahmen, die die Arbeitsbelastung noch weiter erhöhen, werden nur zwei Folgen haben.

1.       Es werden noch weniger junge Menschen Interesse an diesem Beruf, vielmehr diesen zum Scheitern verurteilenden Arbeitsbedingungen haben.

2.       Es werden zunehmend Lehrkräfte mittel- und langfristig erkranken, bzw. den Dienst quittieren, weil die Anforderungen an den Beruf und die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen diametral im Gegensatz zu den zur Verfügung gestellten Arbeitsbedingungen stehen.“

 

Diesen Empfehlungen fehlt der Blick aufs Ganze.

Der VBE fordert zu einer differenzierten Beurteilung der derzeitigen Unterrichtslage auf:

  • Alle sofortigen Möglichkeiten müssen ausgelotet werden, wie mehr Unterricht ohne große Einschränkungen generiert werden kann und das möglichst freiwillig.
  • Weil Zeit fehlt, weil der Belastungsgrad zu hoch ist, wird Teilzeit so umfangreich genommen, wird der Ruhestand vorgezogen.
  • Unter welchen Bedingungen würden Lehrkräfte freiwillig auf Anteile ihrer Teilzeit verzichten?
  • Unter welchen Bedingungen würde vorgezogener Ruhestand hinausgeschoben? (siehe VBE „Standpunkte L … wie Lehrkräfte“ – www.vbe-sh.de)
  • Wie lassen sich mit der Bewilligung von Planstellen Kontingente für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte erwirken?
  • Welche Gestaltungsmöglichkeiten hat die Politik, um die heutigen Lehrkräfte gesund zu erhalten?
  • Wann endlich werden die Lehrerverbände Teil der Allianz für Lehrkräftebildung? Bisher sind sie von der Teilnahme ausgeschlossen.

Diese Brechstangenpolitik ist Ausdruck absoluter Hilflosigkeit.

Ein weiteres Versagen der Politik, wenn die Länder diesen Empfehlungen so folgen.

Christian Schmarbeck, Landesvorsitzender des VBE Schleswig-Holstein

Standpunkte: L wie Lehrkräftemangel

Standpunkte des VBE zum Lehrkräftemangel

Zeit ist die beste Werbung für den Lehrerberuf!

Schüler brauchen echte Lehrer, echte Lehrer braucht die Schule!

Alle Anstrengungen sind notwendig, um neue Lehrkräfte zu gewinnen. Schleswig-Holstein muss jetzt handeln mit mutigen Schritten kurz-, mittel- und langfristig und für die Lehrkräfte heute, damit sie ihren Dienst lange gesund erfüllen können.

Ein System, das gehetzt und ständig am Limit arbeitet, ist per se keine gute Werbung.

Obwohl Schule systemrelevant ist, wird sie ständig knappgehalten.

Zeit für die Schüler, Zeit für Bildung

Wir brauchen dringend

Weil Zeit fehlt, weil der Belastungsgrad zu hoch ist, wird Teilzeit so umfangreich genommen, wird der Ruhestand vorgezogen.

Unter welchen Bedingungen würden Lehrkräfte freiwillig auf Anteile ihrer Teilzeit verzichten?

Unter welchen Bedingungen würde vorgezogener Ruhestand hinausgeschoben?

Fordern Sie beim VBE „Standpunkte L … wie Lehrkräfte“ kostenfrei an: info@vbe-sh.de.

Lehrkräftemangel erhält endlich notwendige Priorität

All die auf Zukunft gerichteten Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schulen bereits aktuell unter massivem Personalmangel leiden […]

Udo Beckmann (Bundesvorsitzender VBE)

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, äußert sich folgendermaßen zur Veröffentlichung der Kultusministerkonferenz vom 24. Juni 2022:

„Der VBE begrüßt, dass die KMK bereit ist, der Behebung des Lehrkräftemangels die Aufmerksamkeit zu schenken, die dieses Thema eigentlich schon seit Jahren verdient hätte. Auch die KMK hat anscheinend erkannt, dass es nicht mehr fünf vor zwölf, sondern bereits fünf nach zwölf ist. Die vom VBE im Januar und März dieses Jahres veröffentlichten Zahlen zum Lehrkräftebedarf, haben das Ausmaß des tatsächlichen Bedarfs deutlich gemacht. Es ist gut, dass die KMK-Präsidentin erklärt hat, dass es bei der Dimension der Herausforderung notwendig ist, die Entwicklung der Bildung perspektivisch, auf zehn und mehr Jahre in die Zukunft, und nicht nur kurzfristig zu denken.

Für den VBE ist unabdingbar, dass die Qualität der Lehrkräfteausbildung bei der Entwicklung neuer Wege zur Gewinnung von Lehrkräften nicht beeinträchtigt werden darf. All die auf Zukunft gerichteten Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schulen bereits aktuell unter massivem Personalmangel leiden und nicht alles leistbar ist, was wünschenswert wäre, selbst wenn Lehrkräfte unter Gefährdung ihrer Gesundheit ihre zumutbare Belastungsgrenze seit geraumer Zeit ständig überschreiten. Die Politik ist in der Pflicht, neben der langfristigen Perspektive auch endlich Maßnahmen vorzulegen, wie eine kurzfristige Entlastung erfolgen kann. Andernfalls wird sich der Teufelskreis aus Lehrkräftemangel, daraus folgender Überlastung der im System befindlichen Lehrkräfte und ein sich daraus ergebender, höherer Krankenstand immer weiter fortsetzen.“