DaZ ohne Team kaum noch leistbar

Im Februar 2023 jährt sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Viele Ukrainer haben ihre Heimat verlassen und sind nach Deutschland, auch hierher nach SH, geflüchtet. Gleichzeitig flüchten Menschen auch aus anderen Krisenherden der Welt zu uns. In der Folge sind mehr Kinder und Jugendliche in unseren Schulen.

Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Unterrichts- und Arbeitssituation der Lehrkräfte, die in DaZ[1]-Klassen unterrichten.

Die bestehenden Klassen werden durch Neuzugänge aufgefüllt; die Klassengröße ist ständig in Bewegung. Die anvisierte Klassengröße von 16 Schülern wird oftmals weit überschritten, teilweise bis über 30. An vielen Standorten müssten weitere DaZ Klassen eingerichtet werden: Der Lehrkräftemangel verhindert dies.

Je größer die Lerngruppe, umso größer ist auch die Vielfalt der Herkunftssprachen und -schriften. Dies bedingt unterschiedlichste Herangehensweisen und Schwerpunktsetzungen bei der Vermittlung der deutschen Sprache in Wort und Schrift.

Hinzu kommen für die Kinder und Jugendlichen sehr unterschiedliche Vorerfahrungen aus den Schulsystemen der Heimatländer, oder auch keine. Die kulturellen Hintergründe können unterschiedlicher nicht sein. Zusätzlich muss während des Unterrichts auch Eltern das deutsche Schulsystem erklärt werden. Erfordernisse der Behörden können häufig nur vormittags geregelt werden.  Diese Aufgaben werden dann meist zwischen Tür und Angel oder während des laufenden Unterrichts geregelt.

Ferner ist es eine intensive Herausforderung, den oft besonderen Lebensumständen der DaZ-Schüler mit ihren sprachlichen Hürden und dadurch reduzierten Ausdrucksmöglichkeiten gerecht zu werden.

Dazu zählt u.a. wie die Schüler den Weg nach Deutschland gefunden haben: mit und ohne Familien, belastende bis traumatisierende Lebenserfahrungen durch die Situation im Heimatland oder der Flucht, eventuelle Abschiebungen aus erstaufnehmenden Ländern und Erfahrungen mit Rassismus.

Diese meist nicht sichtbaren emotionalen Lebenspakete treten oft in der Schule zutage. Sie nehmen unterbewusst Raum und rauben Energie, so dass die Schülerinnen und Schüler nur mit sehr eingeschränkter Lernfähigkeit anwesend sind.

Alle diese Aufgaben werden überwiegend von nur einer einzelnen Lehrkraft im Unterricht geleistet. Feste Teamstrukturen sind Mangelware.

Deshalb fordert der VBE den gesicherten Ausbau multiprofessioneller Teams insbesondere für den DaZ-Bereich,

Allein reiben sich die Lehrkräfte auf. Sie brauchen dringend zusätzliche Unterstützung durch pädagogisches Fachpersonal in allen Unterrichtsstunden.

Die Politiker/innen müssen ihrer Verantwortung nachkommen und auch diesen Schulbereich personell besser versorgen.

Derzeit ist der Zustand unhaltbar.

Martje Gummert, Junger VBE

Martina Heitmann, stellv. Landesvorsitzende des VBE


[1] Deutsch als Zweitsprache = DaZ